königlich Gedau = kölmisch Gehdau

Eine Sammlung von Dokumenten, Aufzeichnungen und Daten für das Kirchspiel Eichholz aus dem Nachlass von der Ahnenforscherin Karin Rauschning

Amtsbezirk: Eichholz, Amtsvorsteher: Lange, königlich Gehdau, Gemeindevorsteher: Albert Schulz, Kirchspiel: Eichholz, Landjägeramt: Bönkenwalde, Postanstalt: Lichtenfeld.

Einwohnerzahl 1.12.1910 der Gemeinde: Königlich Gehdau - 113 (1901/07: Namensänderung von Königlich Gehdau in Gehdau) Paul Bordt: Grundlage und Entwicklung der landwirtschaftl. Betriebsverhältnisse der Köllmischen Güter im Süden von Natangen, Dissertation; Köbg 1907

Gehdau (Gödau gedawe nom. Viri, daher vielleicht Gut und Dorf Gehdau, es heißt es in der Urkunde greydaw) gegen Norden vom damaligen Gut Gr. Hasselburg und dem Dorf Hohenfürst, sowie von den köllmischen Gütern Perbanden u. Weisels, gegen Süden von den Dörfern Nalluben u. Peterswalde (Kreis Braunsberg im Ermland), gegen Westen von dem Dorf Rauschbach, gegen Osten von Wohlau begrenzt, ist am 11. März 1639 mit 22 Hufen vom Markgrafen Friedrich Wilhelm von Brandenburg verliehen worden.
Dieser Ort war ursprünglich preußisches „Feld“, d.h. Siedlungskern mit Einzelhöfen, oder ein Dorf, deren Bewohner zu einer Sippe gehörten. Dem Nikolaus Gedow waren im Felde Machagyn 7 Hufen verliehen worden. Hochmeister Ludwig von Braunschweig vertauschte diese Hufen Gedaus am 6.7.1334 gegen 20 Hufen im Felde Groywitten. Hochmeister Heinrich Dusemer verlieh dem Nikolaus Gedau weitere 2 Hufen 11 Morgen am 26. Juli 1346 im Felde Grobitten. Dieser alte Name verschwand, und der Personenname Gedau ging auf die Gemeinde Grobitten über. Da ihre Insassen ihre Güter zu kölmischem Recht besaßen, wurde der Ortsname zu Kölmisch Gehdau.

Nach 1400 waren in Gedau mehrere prußische Familien ansässig: Sparwin, Tolk, Großig, Schiffmann. Es hatten sich 5 Höfe entwickelt, die bis in die jüngste Vergangenheit bestehen blieben. Im Reiterkriege waren von ihnen zwei abgebrannt, und 1528 stand noch einer der fünf Freigüter wüst. Jeder der fünf Freien war verpflichtet, dem Orden einen Dienst mit Pferd, Mann und Harnisch zu leisten, beim Burgenbau zu helfen und zu einer Abgabe von 5 Scheffel Weizen und Korn von jedem Pfluge (Hof). Im 16. Jahrhundert waren die 5 Höfe von den von den Familien Schwark (2 Höfe), Radau, Roß und Witte besetzt. Im 17. Jahrhundert waren die Schulz und Tolkmitt hinzugekommen, im 18. Jahrhundert auch die Tolksdorf, die 2 Höfe inne hatten.

Gedau (1639) hat 1681 5 Freie: Friedrich Schulz, Hans Tolkmith, Michel Tolksdorff, Friedrich Radau, Peter Schwark zusammen 22 Hufen 11 Morgen, leisten 1 tüchtigen Dienst

Am 20.9.1661 verkauft vor dem Amtshauptmann in Balga (Elias von Kanitz) des seligen Jakob Schulz, Freien zu Gehdau Witwe an ihren ältesten Sohn Friedrich Schulz ihr kölmisches Freigut zu Gehdau (Kspl. Eichholz) 3 Huben 23 Morgen groß mit dem darauf haftenden Ritterdienst samt Acker und Hausgarten für 1800 Mark preußisch, die Mark zu 20 Groschen gerechnet. Geschwister: ält. Dorothea, Gertrud, Barbara, Georg und Christoph. Zeugen: Michel Hube Pfarrer Hohenfürst, Johann Reimer Pfarrer Eichholz, Friedrich Radau und Hans Tolkmitt beide Freie in Gehdau als Vormünder.

Hat eine Neue Handt Veste unter eigener Hohen Handt, Von Markgraf George Wilhelm Churfürsten zu Brandenburg, ist gegeben Anno 1681 wohnen daselbst 5 Freyen mit Nahmen Friederich Schultz, Hanß Tolckmith, Michel Tolcksdorff, Friedrich Radau und Peter Schwarck, Besitzen 22 Huben 11 Morgen zu Cöllmischen rechten, leisten Zusammen einen tüchtigen Dienst, mit Pferdt Mann und Harnisch, ingleichen ist jeder Jährl. Auff Sanct Martini, des Bischoff Tagen 1 schf. Weytzen und 1 schf. Korn zu geben schuldig. Im übrigen Von allem Scharwerck alte Häuser zu Brechen, Neue zu bauen auch andere pflichten und Beschwerden, wie dieselben Nahmen haben und erdacht werden mögen, Erb und ewiglich gantz und gar Befreyet, und dabey Zu allen Zeiten geschützet werden sollen.

In Kölmisch Gehdau bestanden ursprünglich 4 Höfe mit einer Größe von je 80 bis 90 ha. Nach der Jahrhundertwende erfolgte bei drei der Gehöften ein Besitzerwechsel. Während ein Hof von einem Bauern aus dem angrenzenden Dorf Nallaben Krs Braunsberg erworben wurde – die Ländereien wurden auch von dort aus bewirtschaftet, gingen zwei Höfe in das Eigentum der ermländischen Bauernfamilien Spannenkrebs und Regenbrecht über.
Der Hof der Familie Richard Lange blieb, wie seit 1738, in Familienbesitz.
Um 1900 saßen hier Christoph Tolkmitt bzw. Radau, Adolf Marquardt, August und Georg Lange (der erste seit 1902) und Albert Schulz. 1931 waren es Richard Lange (94 ha), Franz Regenbrecht (116 ha), Albert Spannenkrebs (106 ha), die auch 1929 genannt werden mit Adolf Marquardt (94 ha) und Albrecht Schulz (117 ha).
Im Jahre 1817 bestanden in Kölmisch Gehdau 12 Haushaltungen mit 76, 1^867 mit 114 Einwohnern, 1871 waren 17 Haushaltungen mit 123 Einwohnern vorhanden, von denen waren 45 ortsgebürtig und 30 Analphabethen. Die Größe des Dorfes blieb fast immer gleich, 1885 wird sie mit 390 ha angegeben, was auch für die Jahre vor der Vertreibung zutrifft. 1939 gehörten zu den 17 Haushaltungen nur 80 Einwohner, der Stellung nach waren sechs Selbständige und 61 Arbeiter. Hb Hbl 28/1983 S32 In Kölmisch-Gedau ist ein Zweig des Geschlechts Tolmit bereits vor 1640 ansässig gewesen; 1661 verkaufte die Witwe des Freien Peter Tolkmit ihr kölmisches Gut an ihren Sohn Hans Tolkmit; dessen zwei Söhne begründeten die Linien Tolkmit in Gedau Nr. 1 und Nr.3. Das Freigut Nr.1 kam 1739 an die Familie Lange. Gedau Nr. 3 war von 1709 bis 1912 in Tolkmitschem Besitz. Emil Johannes Gutzeit "Natangen - Landschaft und Geschicht“ ; J.G. Herder-Institut Marburg/Lahn 1977

Gehdau IV (Nummer 1.2.3.)

1867: Johann Tolkmitt , dann 1902 Adolf Marquard

- mit 5 Hufen 7 1/2 Morgen hat ursprünglich Christoph Tolkmitt u. seiner Gattin Dorothea, geb. Belgart gehört, 1818 hat es ein Friedrich Tolkmitt für 2600 Mark übernommen und ist bis zum 16. Mai 1903 im Besitz der männlichen Linie geblieben. Der letzte Tolkmitt, Johann und seine Ehefrau Amalie geb. Dörk verkauften am 27.9.1902 ihre Wirtschaft an Adolf Marquardt und seine Gattin Anna, geb. Belgart. lt. Bordt 1907

Gehdau III (Nummer 4.5.6.)

1900: Eduard Tolkmitt , dann 1918 Albert Spannenkrebs

- verkauften Friedrich Tolkmitt u. Dorothea geb. Roß an ihre Enkelin Marie geb. Schwark am 16.11.1756 für 1000 Gulden, diese am 2.8.1788 an Christoph Tolkmitt aus Kildehnen, verehelicht mit Elisabeth Schwark, diese am 23. Mai 1815 an ihren gleichnamigen Sohn und seine Gattin Catharina geb. Schulz aus Wilknitt, 1820 an Hans Tolkmitt für 3000 Mark Ausgangs 1855 seinem Sohn August und seiner Ehefrau Amalie geb. Springer aus Augam, endlich diese an ihren Sohn Eduard u. seine Gattin Luise geb. Heldt aus Gumbinnen, welche es heute (1907) besitzen. lt. Bordt 1907

Gehdau II (Nummer 7.8.)

1904: Richard Lange, dann Richard Lange (Bild rechts)

- 3 Hufen 27 Morgen überließen Christoph Schwark und seine Ehefrau geb. Hantel am 18. September 1733 ihrem Sohn für 2000 Mark, dieser mit Anna Tolkmitt verheiratet, ihrem gleichnamigen und seiner Gattin Marie geb. Hantel am 16. August 1791, diese an ihren Sohn Friedrich und Anna geb. Ewert am 26. März 1809, diese an den Köllmersohn Christoph Roß aus Bartken, dessen Witwe Anna geb. Lankau, im Jahre 1815 den Johann Lange heiratete, welche ihrem Sohn August, verehelicht mit Amalie Hantel aus Gallingen, Gehdau III (?) im Jahre 1855 übergab, diese ihrem Sohn Richard am 4. Oktober 1904 für 18.000 Mark mit 4 % Zinsen einschließlich des zukünftigen Elternerbteils ihrer Tochter Elise im Betrage von 12.000 Mark und einschließlich eines lebenslänglichen Ausgedinges im Wert von 1230 Mark

Gehdau I (Nummer 9)

1881: Georg Lange, dann 1909 Eduard Albert Schulz

- mit 3 Hufen 27 Morgen ist stets im Besitz der Langeschen Familie gewesen. Nach den Grundbuchakten hatte Johann Lange am 27. Juli 1776 seinem Sohn Christoph, dieser seinem Sohn Georg am 6. August 1816 für 4000 Thaler, dieser seinem Sohn Friedrich, dessen Witwe Wilhelmine geb. Kroll ihrem Sohn Georg das Gut als Erbteil überließ und zwar am 25. Mai 1881 für 30.000 Mark unter Übernahme einer eingetragenen Schuld von im Ganzen 6974 Thaler, 15 Groschen, 5 1/2 Pfennig, nebst den Zinsen, vom 11. November 1881 unter Quittung über das ihn eingetragene Erbteil mit 3437 Thaler , 7 Silbergroschen, 8 5/8 Pfennig. Den Überrest von 9379 Mark, 34 Pfennig überwies die Mutter zur Hälfte an den Sohn, die andere Hälfte ihrer Tochter Amalie Roß in Kildehnen, beiden auf ihr künftiges Muttererbteil.
- Außerdem verpflichtete sich Georg Lange, den der Amalie Roß überwiesenen Anteil am Kaufgelderrest von Martini 1881 mit 5% jährlich in ½ jährlichen Raten postnumerando zu verzinsen und das der Amalie Roß überwiesene Kapital nahc ½ jährlicher Kündigung zurückzuzahlen, endlich der Mutter ohne Anrechnung auf den Kaufpreis ein lebenslängliches Ausgedinge zu gewähren.

Gehdau V (Nummer 10,12)

1902: Albert Schulz

- mit 3 Hufen 27 Morgen das älteste unter den genannten, dessen ursprünglicher Besitzer Hantel geheißen, dessen Linie das Gut für 2000 Mark übernahm. Am 14. Juli 1766 beerbte ein Samuel Schulz seinen Vater Johann, dessen Witwe Regine, geb. Link in 2. Ehe mit Johann Roß verheiratet war. Von seiner verwitweten Tante Elisabeth Wiek hatte er fast 100 Jahre später (1856) ein, 1887 verstorbener Adolf Schulz, der mit Amalie geb. Arndt verheiratet, gekauft, welche bis zum 1. August 1902 allein gewirtschaftet, seitdem dann ihr verheirateter Sohn Albert.

Der geheimnisvolle Tuschkeberg

In den Jahren, in denen Preußen und Russen in unserer Heimat gegen die Franzosen kämpften, mußten viele unserer Männer Wagenfuhren und andere Dienste leisten. In dem kleinen Dorf Kölmisch Gedau waren alle Männer unterwegs und nur Frauen und Kinder zu Hause. Diese verrichteten alle Arbeiten. Sie trauten ihre Wohnungen aber kaum zu verlassen, weil sich allerlei Kriegsgesindel herumtrieb. Als nun die kleine Dorothea verstorben war, wollte niemand den Leichnam auf den Friedhof bringen. Die Gedauer Frauen begruben deshalb das Mädchen, das im ganzen Dorf unter dem Kosenamen Tuschke bekannt war, auf dem nahen Berge in freiem Felde. Von jener Zeit an haben viele Bewohner das Mädchen auf dem „Tuschkeberg“ sitzen sehen, wie es sich die Haare kämmte. (nach Werner Genz Kreis Heiligenbeil S.700/701)

Einwohner von Gehdau im Kreis Heiligenbeil 1926

Familienname A bis Z
- Julius Blumenthal, Instmann in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Gustav Blumenthal, Instmann in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- August Dreher, Deputant in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Karl Gerlach, Schweizer in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- August Harder, Instmann in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- August Hipler, Deputant in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- August Hülse, Deputant in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Fritz Hülse, Freiarbeiter in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Ernst Knuth, Deputant in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- August Krauskopf, Rentenempfänger in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Valentin Krebs, Deputant in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Richard Lange, Gutsbesitzer in Kgl. Gehdau II. S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Rudolf Maß, Instmann in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Wilhelmine Petrowski, Rentenempfängerin in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Andreas Polkähn, Deputant in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Gustav Rogge, Deputant in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Albert Schulz, Gutsbesitzer in Kgl. Gehdau I+V. S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- August Schulz, Instmann in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Albert Spannenkrebs, Gutsbesitzer in Kgl. Gehdau III. S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Peter Ziglowski, Deputant in Kgl. Gehdau S100r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
o Erich Rommel, Landwirt (Ldw. 82,5 ha S83R Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926

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