Wilknitt

Eine Sammlung von Dokumenten, Aufzeichnungen und Daten für das Kirchspiel Eichholz aus dem Nachlass der Ahnenforscherin Karin Rauschning

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Amtsbezirk: Eichholz, Amtsvorsteher: Lange königlich Gehdau, Gutsvorsteherstellvertreter: Oberinspektor Sensen, Kirchspiel: Eichholz, Landjägeramt: Lichtenfeld, Postanstalt: Lichtenfeld.
Die Wilknitter Flurnamen waren:
Ilepog, Fuchsberg, Langenteich, Der schiefe Berg, Polenwiese, Schmiedeberg, Buchenberg, Runder Bruch, Bunter Berg, Parkwiese, Pfaffenwiese, Mittelberg, Torfbruch, Bärenbruch, Kobbelgarten, Erdnußberg, Krugwiese, Lindenberg, Rohrteich, Schlangenbruch, Kiwittwiese, Tannenberg, Tiefe Wiese, Kleiner Rockelberg, Der hohe Berg, Försterwiese, Arendswiese, Kirchhofsberg, Der runde Berg, Großer Rockelberg, Ochsengarten, Junkerwinkel, Speilzahnbruch, Espenmoor, Vorwerksberg, Thomskeberg, Lindnauer Morgenbruch, Grabellberg, Grabellteich, Fichtenberg, Lausewiese, Splentienen.
Der Boden in Wilknitt besteht im Wesentlichen aus Geschiebemergel und Lehm, durchsetzt mit Kies und Sand. Er leidet an Kalkmangel und die Ackerkrume wie der Untergrund weisen keine besonders günstige Zusammensetzung auf.

Die Geschichte Wilknitts läßt sich bis in die prußische Zeit zurückverfolgen. Das Gründungsjahr ist nicht bekannt, wohl aber wird Wilknitt 1336 als Grenzort Wylkeniten erwähnt. Der Name leitet sich aus dem Prußischen her und bedeutet etwa Wolfsbau. Im alten Wilknitt saßen prußische Freie, wie auch im angrenzenden Splentienen (auch: Sprentin) und benachbarten Wohlau. 1346 wird Wilknitt erstmalig als Dorf benannt; damals war es rund 336 Hektar groß. 1427 saßen dort, so wird berichtet, 8 Freie auf rund 552 Hektar. Diese prußischen Freien mußten Abgaben leisten, die von zuständigen Schulzen oder Ratmann einzuziehen und über nachgeordnete Ämter mit dem Ordensamt Balga abzurechnen waren. So lesen wir vom Ratmann von Pawstnicken, der 1427 in diesem Wilknitter Nachbarort saß. In einer Quelle aus dem Jahr 1455 finden wir dann noch einmal Wilkenithe-Pausteniken erwähnt. Pawstniken wird danach als Ort nicht mehr genannt. Im Laufe der Zeit wurden aus Wilknitt, Wohlau und wohl auch Splentienen deutsche Zinsdörfer. Es ist überliefert, daß die Einwohner Wilknitts 1508 den wüsten ehemaligen Freihof Splentienen (rund 67 Hektar) von Klaus von Bach, Hauskomtur in Balga, für 40 Mark kauften, weil sie nicht genug Weideland hatten. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wollte dann der zuständige Amtshauptmann das Wilknitter Splentienen polnischen Siedlern übergeben. Darüber beschwerten sich die Wilknitter beim Herzog. Die Tatsache, daß der Freienhof Splentienen verlassen worden und verödet war, ist dem Jahrhundert der Söldnerkriege (1440-1525) zuzuschreiben

Wilknitt kam dann in Adelsbesitz. Die Namen vieler Wilknitter Vorbesitzer sind nicht mehr bekannt, nur wenige sind überliefert: Sicher scheint, daß Hans Groebel (von der Groeben) das Gut und die Mühle Wilknitt besessen und den Besitz am 20.8.1493 an Johannes von Tiefen, Hochmeister des Ordens, zurückgegeben hat. Gründe sollen Landstreitigkeiten mit den ermländischen Nachbarn gewesen sein. 1527 gehörte Wilknitt (Wylckenitten) zum Amt und Kammeramt Balga und wurde dem Hans von Biesenrodt (alias Besenrade) verliehen, der im selben Jahr nach Preußen gekommen war und 1528 Burggraf zu Königsberg wurde. Als er 1529 kinderlos starb, wurde das Gut seiner Witwe Euphemia (die Bosenratische) bis zu ihrem Tode als Leibgedinge überschrieben, so daß sie jährlich aus der Rentkammer ausgezahlt wurde. Die Witwe starb 1556. Zu ihren Besitzungen gehörten ebenso die Güter Schönlinden und Gabditten (Anteilsbesitz) im selben Amt. 1540 saßen adelige Hintersassen auf 21 Hufen in Wilknitt, und auf einer Hufe ein Freier unter adeliger Oberherrschaft. Die grundherrlichen Hintersassen hatten 218 Stück Vieh.

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Da er (Vitalis von Massewitz) mit seiner armen Mutter und Schwester nirgens hingewußt, verlieh (nach 10.8.1566) ihm nach Mageburgischem Recht, samt den Gerichten groß und klein, Straßengericht ausgenommen der Herzog Albrecht der Ältere das Gut Wilknitten 16 Huben und Splentienen 4 Huben für einen tüchtigen Ritterdienst mit Pferd, Mann und Harnisch, weil er Hohenwalde wenig genossen (hatte 1540 Anteile des Gutes Hohenwalde und das Pfandgut Gerlachsdorf) und sich auf den neuen Gütern erst einrichten muß, wurde er für ein Jahr der Dienste bereit. Die Güter Wilknitt und Splentienen hat er später unter dem Namen Wilknitt vereinigte. Es soll ihn damals hundert Gulden Bestechungsgeld gekostet haben. Ihm folgten zwei Heinrich Mosewitz. Die Mosewitz saßen noch 1629 auf Wilknitt. Obgleich Wilknitt 1580 als Pfandgut des Herzogs bezeichnet worden war, haben es die Mosewitz verstanden, sich auf dem Gut zu halten.Obgleich die Nachkommen verbriefter Kölmer auf Wilknitt mit Mühle und Splentienen saßen, gelang es Mosewitz, sie im Lauf der Zeit zu entrechten und zu vertreiben. Nicht nur Bestechung, sondern auch Entführung, Folter, Erpressung, Raub und Mißachtung behördlicher Anordnungen waren seine Methoden. Er konnte auch nur deshalb Erfolg haben, weil er mit korrupten Leuten verbündet war. Wohl der einzige Freie, der sich von Mosewitz nichts bieten ließ, scheint der Nachbar in Bartken gewesen zu sein. Als der Wilknitter daran ging, sich das an der Warnau gelegene Noedrige Feld anzueignen, brachte der Bartkener Mosewitz in Balga vor Gericht. Darauf hin wurde Bartken neu vermessen, und der Freie bekam 1589 Recht. Eine Urkunde im Heiligenbeiler Heimatmuseum, von Adolf Roß, Bartken, dorthin ausgeliehen und nun verschollen, belegt dieses Urteil gegen Mosewitz.

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Aus der Folgezeit ist bekannt, daß während des ersten schwedischpolnischen Kriege (1626-1635) die Gegend nahe der ermländischen Grenze verheert worden ist. Es sieht danach aus, als hätten die Mosewitz dadurch ihre Besitzungen verloren.
Gottfried von Hohendorf, Capitain hatte 1701 54 Hufen Hasselberg, 16 Hufen Wilknitth, 2 Hufen Mühle Wilknitth gegen 1 Dienst; 10 Mark sind von der Mühle zu zahlen, außerdem sollen 8 Rahnen (?) in der Mühle geschnitten werden.
1895 erwarb Oskar von Steegen (1837-1897), preußischer Briefadel seit 1861, das Gut als Fideikommiss. Er war Herr auf Klein Steegen, Kreis Preußisch Eylau, mit Sophienhof, Wilhelmberg und Louisenhof (1895: 1792 Hektar), Schwadtken.
Der Turm, der in die Vorderseite eingelassen, besaß zwei Stockwerke und an seiner Basis den Haupteingang.
Die Fundamente und das Kellergewölbe, die diesen Flügel trugen, waren alt. Sie stammten, das wird berichtet, aus der Ordenszeit. Alte Wilknitter beschwören es: In dieser Backsteingruft stöhnte der Mann ohne Kopf und klirrte mit den Ketten.
Friedrich von Steegen hatte 1905 auch das Gut Hasselpusch, Kreis Heiligenbeil (1895: 419 Hektar), erworben, das dann mit Wilknitt zunächst seinem Bruder Oskar Friedrich (*22.11.1873, † 11.11.1918) zufiel. Wilknitt wurde dann von Klein Steegen aus verwaltet, dem Sitz Oskar von Steegens - nach dessen Tod durch seine Witwe, Susanne von Steegen *7.3.1878, † 2.4.1945. Nächster und letzter. Fideikommissherr auf Wilknitt war Hubertus von Steegen (*19.11.1907, † 25.1.1943), sein jüngere Sohn. Er übernahm Wilknitt 1930, als er 23 Jahre alt war. Er fiel vor Stalingrad. Letzter Besitzer des Gutes ist sein Sohn Carl-Friedrich von Steegen. /internet

Der Bahnhof Wilknitt wurde nicht schon beim Bau der Eisenbahnstrecke Königsberg – Allenstein (1885) sondern erst 1913 errichtet. Er entstand auf Initiative der Familie von Steegen, die auch das erforderliche Gelände für den Bahnhof und dessen Gebäude zur Verfügung stellte. Der Bahnhof brachte den Einwohnern der Gemeinden Wilknitt / Bartken, Kölmisch Gehdau, Wohlau und Schönborn einen besonderen Vorteil, verkürzte sich doch für sie der Weg zur nächsten Bahnstation um zum Teil mehr als die Hälfte.

Die Warnau ist ein schmaler Fluss in der südlichen eiszeitlichen Stauseezone, die von den Flüssen Bahnau und Walsch gekennzeichnet wird. Die Warnau bildete im Nordwesten des Gutes die Grenze nach Bartken. Sie schlängelte sich nach Süden und Südwesten von der Gemarkung Schlepstein kommend zwischen Wilknitt und Bartken (Ross) und Bartken (Wiek) hindurch zur Mühle Wilknitt, wo sie den Mühlteich speiste und die dortige Mahl- und Sägemühle trieb.
Die Mühle (gehörte dem Adel und war nur für den eigenen Bedarf des Gutsherren und die ihm untertänigen Bauern bestimmt) zu Wilknick verkauft Klaus von Bach Montag nach Judica 1510 in Zinten an Philipp Grau für 500 Mark geringer Münze nebst der Schneidemühle und allem an Acker, Wiesen, Weiden, Wäldern, Püschern, Brüchern und Sträuchern, die zu dieser Mühle gehörten. Er mußte jährlich 10 Mark zinsen.
Seit 1797 ist sie in Besitz der Familie Schulz, die aus Lichtenfeld stammt. Der Müller hatte die Verpflichtung, 8 Rahmen, die angefahren werden sollten, für das Amt zu schneiden. Doch war sie um 1690 schon so verfallen, so daß der Müller diese Pflicht nicht erfüllen konnte.
Die Mühle zusammen mit etwa 40 ha Ländereien wurde Anfang des 19. Jahrhundert von der Familie Schulz erworben von der Vorbesitzerin – Frau von Tippelskirch geb. von Kanitz -. Die Familie Schulz betrieb bis zur Vertreibung eine Mahl- und Schneidemühle.

(Sägewerk). Letzter Eigentümer war Gustav Schulz.

Einwohner Wilknitt 1926

- Karl Bröde, Deputant in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Fritz Busch, Bahnhofsaufseher in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Gustav Dunz, Deputant in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Hermann Freitag, Oberschweizer in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Friedrich Hentschel, Lehrer in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Gustav Hill, Deputant in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Wilhelm Hill, Milchfahrer in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Johann Höll, Deputant in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Fritz Kasmikat, Deputant in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Johann Knorr, Deputant in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Albert Koch, Arbeiter in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Hermann Korinth, Deputant in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Julius Krause, Deputant in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Karl Kuhn, Deputant in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Friedrich Kuhnke, Kutscher in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Franz Melchin, Deputant in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- August Neumann, Deputant in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Ernst Quintern, Kontroll-Assistent in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Richard Rödder, Kämmerer in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Gustav Scheffler, Deputant in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Karl Schröder, Schmied in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Gustav Schulz, Mühlenbesitzer in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Franz Sensen, Oberinspektor in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- August Thurau, Deputant in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Gustav von Willisch, Landwirt in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Albert Wölk, Deputant in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926
- Anton Zieglowski, Rentenempfänger in Wilknitt S145r Adreßbuch Kreis Heiligenbeil 1926

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