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5. Oktober 2015 um 8:01 pm Uhr #4314
Manch ein Familienforscher wird sich schon darüber gewundert haben, dass Personen einfach aus den Registern verschwanden. Waren sie im wehrfähigem Alter könnten sie als Tote auf den Schlachtfeldern umgekommen sein, doch stellt sich die Frage, hat in jener Zeit überhaupt ein Krieg stattgefunden oder eine Seuche die Menschen verschwinden lassen? Sind sie nun einfach unbekannt verzogen, ausgewandert und unbekannt verstorben? Nun ja, im normalen Stammbaum fehlt dann eben Sterbeort und Datum, doch wenn man tiefer in das Leben einer Person einsteigen will ergibt sich eine dumme Lücke im Lebenslauf.
Auch ich hatte einen Faden-Riss bei meinen Recherchen im niedersächsischen Staatsarchiv in Stade. 1778 verschwanden der 1770 geborene Paul Jeppe und sein 1773 geborener Bruder Hans Hinrich Jeppe aus Jork-Bürgerei von meinem Radar. Sie waren die letzten lebenden Nachkommen des um 1700 geborenen Bürgers und Krämers Paul Jeppe aus Jork-Bürgerei (siehe Staatsarchiv Stade), dessen Ehefrau METTE im Staatsarchiv ihr Testament hinterlassen hatte. Deren nachweislicher Nachkomme war der 1733 geborenem Sohn Hans Hinrich Jeppe (Senior), dessen Ehefrau Anna, nach seinem Tode an Schwindsucht im Jahre 1776, eine neue (Versorgungs-) Ehe einging. 1778 heiratete die Witwe in zweiter Ehe den Bürger Johann Rieper. Die Kinder waren klein und noch unmündig und werden vermutlich in der zweiten Ehe der Mutter aufgewachsen sein. Hat der Stiefvater die Kinder adoptiert und lebten sie unter dessen Namen Rieper weiter? Doch die Kinder blieben bisher als Jeppe oder auch Rieper verschollen….
Auf der Suche nach Rieper Nachkommen verschlug es mich in die Niederlande und damit in ein ganz neues Gebiet der Familienforschung. Die „Niederländische Ostasien Kompanie“ (VOC), die zwischen 1602-1798 eine bedeutende Rolle in der Völkerbewegung spielte. Hin und wieder findet man einen Hinweis auf BATAVIA, dann sollte man an die VOC denken und auch dort einmal in die Archive schauen.
Im 17. Jahrhundert wurden von der VOC 317.800 Mann nach Asien geschickt; nur 114.400 kamen zurück, also blieben mehr als 200.000 Menschen verschollen oder als gestorben auf der Strecke. Weit über die HÄLFTE davon waren AUSLÄNDER, wovon die DEUTSCHEN den LÖWENANTEIL stellten. Weiterhin dienten in der VOC viele FLAMEN, SKANDINAVIER und POLEN. Das ideale Hinterland war für Holland aber weiterhin Deutschland (das Reich). Aus FRIESLAND, HOLSTEIN und den HANSESTÄDTEN kamen erprobte Seeleute und auch Soldaten; HESSEN, PFÄLZER und ELSÄSSER nutzten die gute Schiffsverbindung auf dem Rhein, aber das ferne Indien und Indonesien verlockte auch erstaunlich viele SÜDDEUTSCHE aus Nürnberg, SCHWABEN (Nürnberg) und BAYERN dazu ihr Glück in Amsterdam zu versuchen.
In Ostindien kam es zwar auch zu Kämpfen mit Portugiesen und Eingeborenen, aber Fieber, Malaria, Beriberi, Ruhr, Totschlag und Militärstrafen forderten weitaus höhere Opfer. Selbst in relativ friedlichen Zeiten ergab sich daraus ein enormer Menschenverschleiß…
Der Weg war meistens der gleiche. Man meldete sich in Amsterdam bei den Rekrutierungsbüros der VOC und wurde gemustert. Das hieß man verpflichtete sich in der Regel für fünf Jahre und erhielt Waffen, eine Seekiste, Bettzeug und Handgeld, mit dem Kleidung und Zusatzverpflegung gekauft werden konnte, das aber viele gleich im Hafen vertranken. Wurde gerade keine Flotte zusammengestellt, musste man warten, entweder auf eigene Kosten oder im Haus eines Seelenverkäufers, eines „Zeelverkoopers“ wie sie genannt wurden. Diese nahmen stellenlose Seeleute und Söldner bei sich auf, verköstigten sie und verkauften sie dann bei Bedarf an Kapitäne, Reeder oder die VOC. Die Unkosten und der nicht unbeträchtliche Gewinn des Seelenverkäufers wurden später vom Sold abgezogen.
Wer in den niederländischen Archiven suchen möchte, dem hilft ggf. der nachfolgende Link zum Einstieg: https://www.openarch.nl/show.php?archive=ghn&identifier=72fa8f52-4aac-4bf4-9f7a-7b95de296580&lang=de
Mein Beispiel im Link weist auf einen Herkunftsort „uit Kellubehuijsen“, der vermutlich auf Kellenhusen in Holstein zurück verweist!
Es grüßt Herbert – die Maus aus Bremen10. Oktober 2015 um 11:34 am Uhr #4316Auf der Spurensuche der Jeppe Family bin ich nun von Stade aus in den Niederlanden gelandet.
Im Jahre 1776 starb in Jork bei Stade der am 4.9.1733 in Jork geborene Hans Hinrich Jeppe, im Alter von 43 Jahren an Schwindsucht, er war Krämer und Bürger der Gemeinde Jork-Bürgerei. Seine Witwe Anna, geb. Hauschild aus Hollern, heiratet am 8.1.1778 Johann Rieper. Anna, deren Geburtsdatum (*vermutet etwa 1736), aber nicht sicher bekannt ist, war wohl auch so um die 40 Jahre und musste versorgt werden, so ist davon auszugehen, dass Johann Rieper entweder aus der näheren Verwandschaft stammte und die Witwe versorgen musste, oder er heiratete eine ältere Witwe mit gewissem Vermögen, was als nicht Erstgeborener auch nicht unüblich war.
Die zwei überlebenden Söhne von insgesamt 5 Kindern sind Paul Jeppe (*1770) und der jüngere Hans Hinrich Jeppe Junior (*1773), deren Spuren hier vorerst verlöschen, denn sie waren Kleinkinder als die Mutter eine zweite Versorgungsehe einging. Wohin diese Familie Rieper ging ist bisher nicht zu belegen.
In der alten Familien-Saga sollen in jener Zeit Verwandte der Mecklenburger Jeppe Sippe bei „Haag“ gelebt haben, wie in der Historie berichtet wird. Der aus Mecklenburg um Klein Methling stammende Pastor Johann(es) Heinrich Jeppe(n) (um *1723) soll sich nach seinem Studium (1741) an der Universität Rostock und an anderen Universitäten um das Jahre 1745 für 2 Jahre bei Vettern in „Den Haag“ aufgehalten haben.
Wenn es dann in jener Zeit dort Vettern gegeben haben mag, so müsste es dort doch Spuren jener Vettern gegeben haben? Also machte ich mich auf den Weg um in Niederländischen Archiven nach den Spuren der Vettern zu suchen…
Die Vorfahren dieser Jeppe Vettern scheinen sich bereits zu Anfang des 30jährigen Krieges auf den Weg in die Niederlanden gemacht haben, denn bereits am 14. Januar 1621 finde ich einen Carel Jeppe als 2. Paten eines Sohnes Abraham Abramsz von Claes Abramsz und einer Mutter die als Marijtgen Arisd genannt wird…
Im Jahre 1703 heuert ein Jacob Claas Jeppen aus Vlieland (Westfriesische Insel) bei der VOC (Niederländisch Ostindische Gesellschaft) auf den Schiff „Hus ter Haan“ auf der Reise nach Batavia (Jakarta auf Java) als Schütze an. Als er am Ende des Jahres 1706 abmustert gibt er an, er wolle in sein Haus in Nieuwburg (20 km südwestlich Amsterdam?) ziehen wo dieser Ort immer auch wirklich gelegen haben mag?
Aktenkundig um die Zeit um 1745 habe ich bisher nur einen Franz Lambert Jeppe(n) gefunden, er war erster Taufpate bei der Taufe Maria Haeghen am 18.2.1728 in der Kirchengemeinde „Nedderwetten“ in den Niederlanden. War er der besuchte Vetter in den Niederlanden?
Dgl. mustert am am 27. 4. 1730 ein Soldat Hans Christiaen Jeppe an Bord des Schiffes „Den Dam“ auf dem Wege nach Batavia an. Er ist im Jahre 1733 in Asien verstorben. Als Herkunft gibt er den Ort „Kellubehuijsen“ an, dessen geografische Lage ich in den Niederlanden nicht in den alten Ortsregistern finden kann. Da es bekannt ist, dass auch aus Holstein einige Besatzungsmitglieder bei der VOC anmusterten, kam mir die Idee das es sich bei „Kellubehuijsen“ auch um Kellenhusen etwa 30 km süd-östlich von Oldenburg in Holstein gehandelt haben mag, denn in der Gegend um Oldenburg in Holstein finden sich ab 1784 einige Jeppe Familien Mitglieder an…
So zieht es mich von Bremen aus immer wieder nach Holstein, Haag und weiter nach Batavia, wo viele Spuren enden…
Schöne Grüsse, Maus – Herbert
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