Antwort auf: Kreis Heiligenbeil – Heimatgeschichtliches aus Zeitungen

Startseite Foren Forschungsgebiet Ost- und WestpreußenNeu  Kreis Heiligenbeil – Heimatgeschichtliches aus Zeitungen Antwort auf: Kreis Heiligenbeil – Heimatgeschichtliches aus Zeitungen

#14535

Ahnen-Forscher
Administrator
    • Beiträge: 1321
    • ★★★★★

    Die Schulzen des Amtes Balga

    Heute wird der Dorfschulze in größeren Dörfern von der Gemeindevertretung, in kleineren von den Gemeindegliedern gewählt. Ehedem war das Schulzenamt erblich und die Dorfschulzen hatten wie die Kölmer zahlreiche Vorrechte vor den Bauern. Die Komture von Balga, die unsere Gegend besiedelten, suchten recht viele Einwanderer festzusetzen, denn je dichter ein Land bevölkert war, desto mehr Steuern konnte der Orden einziehen. Der Komtur übergab einem vertrauenswürdigen Einwanderer ein Stück Land zur Besiedelung. Damit er recht viel Ansiedler heranzog, erhielt er den zehnten Teil der besiedelten Fläche als Eigentum zinsfrei zu kölmischem Rechte. Allerdings hatte er bei größeren Dörfern bei allen Geschreien, Heerfahrten und Kriegen einen leichten Dienst zu leisten, d.h. ein Pferd mit Mann und Harnisch oder in späterer Zeit ein Pferd vors Geschütz. Oft hatte er das Recht, einen Krug oder eine Mühle anzulegen, waren Gewässer in der Nähe, so durfte er zuweilen für seines tisches Notdurft fischen. Durch Verkauf oder Erbteilung wurde das Grundstück später oft geteilt, z.B. in Eisenberg, oder der Krug oder die Mühle wurden abgezweigt. Der Schulze war Richter im Dorfe. Man unterschied kleine Gerichte, wo die Strafe bis 4 Schillinge betrug und große Gerichte, wo sie mehr betrug. Von den kleinen Gerichten erhielt der Schulze den ganzen Betrag, von den großen nur den dritten Teil. Über Fremde und eingeborene Preußen hatte er nicht zu urteilen. Gerichte an Hals und Hand (Todesstrafe und Gliederverstümmelungen) durfte er nicht verhängen, zuweilen aber an Blut und blau (körperliche Züchtigungen). War das Dorf vollständig besiedelt, so ging der Schulze mit den Ältesten und Patleuten zum Komtur nach Balga. Der ließ das Dorf vermessen und durch den Schreibbruder die Handfeste ausstellen, die noch heute – nach 5 bis 6500 Jahren – von manchen Schulzen aufbbewahrt wird. Es folgen nun die einnzelnen Dörfer mit ihren Schulzengütern und dem Jahre der Verleihung der Urkunde. Einzelne Familien haben Jahrhunderte lang das Schulzenamt innegehabt und gehören noch heute zu den bodenständigen Bauernfamilien.

    Im ganzen waren im Amte Balga 1681 28 Schulzen mit 92 Huben und 6 Morgen. Sie leisteten sieben Dienste, ein Pferd vors Geschütz, drei kölmische Pfennige, drei Krampfund Wachs und 50 Mark Zins.

    Im Amte Carben waren 1675 9 Schulzen mit 28 Huben, die 3 ½ Dienste leisteten.

    Durch Jahrhunderte hat sich diese wOrdnung des Ordens bewährt, als aber die Besiedelung dichter wurde, die Verkehrswege besser wurden und die Zahl der Beamten sich vergrößerte, fiel ein vorrecht der Schulzen nach dem andern, zuerst das der Gerichtsbarkeit.

    Wer sich genauer über die verschiedenen ländlichen Stände unterrichten will, der kaufe sich das Buch des Königsberger Gelehrten Dr. Robert Stein „Die ländliche Verfassung Ostpreußens am Ende des 18. Jahrhunderts.“

    1. Scharwerksfreie Schulzen:

    Waltersdorf (1494) 6 ½ Hufen, 1675 heißt er Jakob Grunau (Gronau),

    Birkenau (1495) 3 Hufen, 1675 heißt er Christoph Schulz,

    Deutsch – Thierau (1681) George Radtke und Herzogswalde (1681) Michel Kunz zusammen 8 Huben, sie leisten einen Dienst mit Mann und Harnisch und bestellen die Bauern zum Scharwerk.

    Bladiau (1495) 4 Huben, er leistet einen Dienst und bestellt das Scharwerk, 1681 heit er Christoph Birth

    Schönwalde (1573) 6 Huben, er leistet einen Dienst, soll gleich den Nachbarn beim Scharwerk sich einstellen, beim Ackerbau gute aufsicht haben und darauf sehen, daß die Erben mit guten tüchtigen Leuten besetzt sind, 1681 heit er Michel Arndt.

    Eisenberg (1308). In diesem Dorfe wohnen 1681 zwei Schulzen mit Namen George Schultz und Christoph Matern, besitzen zusammen 8 Huben zu kölmischen Rechten, von Heinrich von Eisenberg, Komptur zu Balga 1308 nebst den kleinen Gerichten und dem dritten Teil der großen Gerichte, wie auch freie Fischerei mit Rahmen und Angeln in dem Eisenbergschen Mühlenteich zu Tisches Notdurft verschrieben worden. Hingegen sollen sie das „Metzgetreidicht aus den Mühlen Bahnau und Eisenberg uffs Haus führen“ und zwar umzechweise mit den nächst benachbarten und zur Mühle gehörigen kurfürstlichen Bauerndörfer, sie müssen auch die Steine und Wellen solcher Mühlen bringen helfen nach der Verschreibung vom 28. Februar 1675. (Die Nachkommen jenes Schulz wohnten noch vor wenigen Jahren in Kgl. Rödersdorf, die des Matern sind noch heute in Eisenberg ansässig).

    Wohlau (1506) 6 Huben, der Schulze hat die kleinen Gerichte und leistet einen Dienst, 1 Pfennig und 1 Pfund Wachs, 1681 ist dort Jakob Roß Schulz.

    Böhnigkenwald (1534) 4 Huben, der Schulze leistet einen Dienst, 1681 heißt er Michell Schirrmacher.

    Schönlinde (1494) 5 Huben, er ist frei vom Zins, erhält die kleinen Gerichte und 1/3 der großen Gerichte und leistet einen Dienst. 1681 sind zwei Schulzen: Michell Tim und Hanß Tiedemann.

    Rödersdorf (1494) 3 Huben, 1675 heißt er Georg Schröter.

    Lank (1568), der Schulz leistet einen Dienst, indem er ein Pferd vors Geschütz stellt. 1681 ist Hannß Tolksdorf Schulz.

    Schönfeldt (1593) 3 Huben, er leistet einen Dienst, 1675 heißt er Hans Schulz. //

    2. Schulzen, die Freihuben haben:

    Rehefeld (1322) 5 Huben einen Dienst, 1675 George Schulz und Martin Lindenau

    Grunau (1331) 6 ½ Huben, George Schröter und Hans Ehlert leisten einen Dienst 1675?.

    Hansswalde /1543) 3 Huben Michel Krause, 1675 war das Schulzenamt verpfändet an Gerhardt Sutoren in Königsberg.

    Rauschbach (1514) 3 Huben. Der Schulze hatte die Einkünfte der kleinen Gerichte und 1/3 der großen Gerichte. Er mußte das Metzgetreide aus der Eisenbergschen Mühle auf das Haus in Balga fahren, das Scharwerk bestellen und 1 Pfennig und 1 Pfund Wachs abliefern. 1681 hieß er Friedrich Fischer.

    Hohenfürst (1323) 5 Huben, 1505 3 Huben. Er hat die Einkünfte der kleinen Gerichte, soll dafür fleißig Aufsicht beim Scharwerk haben und das Scharwerk bestellen. 1681 sind zwei Schulzen, Peter Tolksdorf und Matthes Thurau.

    Hermbsdorf (1337) 6 Huben. Er hat die Einkünfte der kleinen Gerichte und 1/3 der großen. Er hat freie Fischerei mit Angeln, Ramen und kleinem Garn im Mühlenteiche zu Hermsdorf und bestellt das Scharwerk.

    Rossitten (jetzt Krs. Pr. Eylau) 1634? 4 Huben. Er soll bei Verrichtung des Scharwerks Aufsicht haben und sich bei Verschickung und Fortbringung der Briefe gebrauchen lassen. 1681 sind es Hans Abrahamowsky und Andreas Kirschnick.

    Husseinen (1584) 4 Huben. Pflichten wie bei Rossitten: Er soll bei Verrichtung des Scharwerks Aufsicht haben und sich bei Verschickung und Fortbringung der Briefe gebrauchen lassen, 1681 George Schröter.

    Stolzenberg (1563) 4 Huben. Hans Keil hat vor 1681 das Schulzenamt für 60 Mark gekauft. Er soll beim Grashauen, Heuaust und Brennung des Kohlhaufenszur Notdurft des Amtes, dann in der Pellschen Heide die aufsicht haben.

    Schönborn (1563) 4 Huben. Er soll fleißig Aufsicht haben, daß die Erbe besetzt sind, in der Wildnis zu sehen, daß nicht mit Jagen, Schießen, Holzung und anderm über Gebührliches von irgend jemand vorgenommen wird.

    3. Schulzen, welche gleich Bauern das Scharwerk nebst Post bestellen müssen:

    Hoppenbruch (1470) 2 Huben, er soll Briefe vom Amt Balga an die vom Adel und anderen im Kirchspiel Bladiau bringen. 1681 heißt er Fabian Hein.

    Königsdorf (1598) ½ Hube, 1681 heißt er christoph Wiedner.

    Kahlholz (1497) ein Garten, 1681 heißt er Christoph Simon.

    Wolitta (1681) hat kein Land wegen des Schulzenamts, 1681 heißt er Peter Pojet.

    Follendorf (1494) 1681 heißt er Christoph Hoffmann.

    Rosenberg(1469) In diesem Dorfe wohnet ein Schulz mit Namen Andreas Kantel, er hat vier Morgen Acker und zwei Morgen Wiesen von Siegfried Flach von Schwarzenberg 1469 nebst der freien Fischerei in der Biberlake, davon bestellt er das Scharwerk als andere Schulzen und muß jährlich einen köllmischen Pfennig und ein Pfund Wachs liefern.

    Passarge (1476) 1 Garten, Jakob Kohnert 1681.