Kreis Heiligenbeil – Besiedlung durch den Ritterorden

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    karina
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      Die Entstehung der deutschen Dörfer im Kreis Heiligenbeil

       

      In dem hin und her wogenden Eroberungskampfe, den der Ritterorden von 1250 bis 1283 führte, war die einheimische Bevölkerung größtenteils ausgestorben und die Siedlungen lagen in Schutt und Asche. Nur wenige Orte wurden aufgebaut. Wir erkennen sie heute noch an der runden (hufeisenförmigen) Lage der Wohnstätten oder an dem Namen. Die meisten Dörfer unseres Kreises wurden als deutsche Dörfer neu gegründet. Der Orden übergab einem tüchtigen Siedler ein Stück Land 30 bis 85 Hufen groß und der hatte es mit Bauern zu besetzen. Als besondern Lohn erhielt er das Schulzenamt, die niedere Gerichtsbarkeit und jede 10. Hufe zu kölmischem Rechte, zuweilen auch noch das Recht, einen Krug anzulegen. Zunächst wurden die Kirchdörfer angelegt an den Landstraßen meist zu beiden Seiten eines Bächleins. Zur Ehre Gottes und zur Besoldung des Pfarrherrn wurden 4 Hufen ausgeworfen. Die Kirche wurde unten aus Feldsteinen gebaut mit außerordentlich starken Mauern, denn sie diente in kriegerischen Zeiten als Fliehburg, in der die Bewohner Schutz fanden. Der Turm diente als Aussichtsturm für den Wächter. Die Eingangstüren waren stark und konnten mit einem Sperrbalken verschlossen werden.

      Das Dorf hatte die Form eines Langgestreckten Rechtecks und zog sich meist genau in der Richtung von Süden nach Norden oder von Osten nach Westen an einem Bächlein hin.

      Die Hofstätten wurden in zwei Reihen angelegt, floß das Bächlein in einem tief eingeschnittenen Tal, so lagen die Höfe auf der Anhöhe. Zwei Straßen liefen durch das Dorf, die sich an den beiden Enden entweder vereinigten oder in den vier Ecken das Dorf verließen. An jedem Dorfausgange war ein Heck, das der Heckhirt zu öffnen und zu schließen hatte. Noch heute wird mancher Wirt nach der Lage seines Hofes als Heckarndt oder Heckmüller zur Unterscheidung von gleichen Namensträgern benannt. Zwischen den beiden Dorfstraßen war der Dorfanger, die Straße schlechtweg. Da stand die Kirche, umgeben vom Friedhof, der Krug, die Dorfslinde, das gemeinsame Backhaus und die Dorfschmiede. Da lagen die künstlich aufgestauten Dorfteiche. Im Schatten der Bäume lag mittags das Vieh. Auf dem Anger sammelten sich morgens die Pferde-, Rinder- und Schafherden, ehe sie der Hirt austrieb. Auf dem Anger versammelte sich Alt und Jung besonders im Frühjahre zu Spiel und Tanz. Unter der Linde, dem Malbaume, kamen die Bauern zusammen und berieten über die Zeit zum Viehaustreiben, Brachpflügen, zum Mähen und Roggensäen.

      In heidnischen Zeiten waren unter dem Malbaume auch die Ehen geschlossen worden, dann wurden Braut und Bräutigam Gemahl und Gemahlin. Als solche genossen sie den Schutz und die Rechte der Dorfgenossenschaft, hatten aber auch die Pflichten, die eine Ehe (Gesetz) auferlegte, zu erfüllen. Als Friedrich Wilhelm I. (1732 – 1786) überall Dorfschulen gründen ließ, wurden diese auf dem Dorfanger angelegt. Als die Bevölkerung infolge abnehmender Kriege und besserer gesundheitlicher Zustände wuchs, reichten die Bauernstellen nicht mehr aus und es wurden auf dem Dorfanger, besonders unter Friedrich dem Großen, die Eigenkätner angesiedelt. Sie erhielten den Bauplatz umsonst, hatten aber an die Dorfkasse einen jährlichen Grundzins zu zahlen. Hatten sie sich auf dem Grund und Boden eines Köllmers oder Bauern niedergelassen, was oft jüngere Kinder des Hofes taten, dann floß der Grundzins dem Bauern zu und der Eigenkätner war bäuerlicher oder gar köllmischer Eigenkätner.

      Durch diese Siedlung und durch Hinausschieben der Zäune der Vorgärten der Bauern wurde der Anger fast vollständig verbraucht und das Jugendspiel und mancher Volksbrauch hörte auf .

      Die senkrecht das Dorf durchschneidenden Straßen kamen meist erst auf, als Chausseen angelegt wurden. Jeder Hof war vorn und hinten durch einen Stöckerzaun abgeschlossen. Hinter dem Hofe lag der Bleichplatz und das „Bewachen” der auch über Nacht auf der Bleiche liegenden Leinwand von der Bleichbude aus gab Anlaß zu manchem Scherz und Liebeslied auch Liebesglück.

      Jeder Bauer hatte den Zaun an seinem Gehöft und ein Stück des Zaunes der Pfarrwiddem, des Kirchhofes und der Schule zu unterhalten. Damit der Dorfschulze den Zaun jedes einzelnen kannte, hatte jeder seine Hausmarke in die Pfähle und Stöcke einzubrennen. Da es Ausbauten nicht gab und die Bevölkerung bodenständig war, kannte jeder nicht nur jeden einzelnen sondern auch seine Nöte und Leiden, oft auch die Geschichte seiner Vorfahren bis ins dritte Glied.

      Die Fischerdörfer machten eine Ausnahme. Die Hofstätten standen in einer Reihe am Strande. Die einzelnen Höfe wurden nicht durch Zäune abgetrennt. Da die Eigenkätner völlig planlos auf dem Anger ihre Häuser anlegten, so bilden die fischerdörfer jetzt zum Teil Haufendörfer.

      Nur von wenigen Dörfern ist das Gründungsjahr bekannt, z.B. Eisenberg 1308, Rehfeld 1322, Grunau 1331, Hohenfürst 1332, Hasselberg 1337, Hermsdorf 1337, Rauschbach 1338, Hasselpusch 1339, Grunenfeld 1350, Dt. Thierau vor 1375, Alt Passarge (Krug 1342), Rosenberg 1368, Schönlinde unter Gottfried von Linden 1372 bis 74, Hanswalde 1308?, Handfeste über Passarge 1476.

       

      Viele Grüße

      von Karin

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