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[OWP] Ostpreußenblatt Februar 1954, Folge 06, Teil 1 From : Inge Barfels
Gustav von Plehwe 75 Jahre
Der bekannte ostpreußische Landsmann Generalmajor a. D. Gustav von
Plehwe beging am 5. Februar 1954, nach einem verdienstvollen Reiter-
und Soldatenleben, in Aumühle bei Hamburg, Bergstraße 24, den 75.
Geburtstag. Als Sohn des späteren Oberlandesgerichtspräsidenten und
letzten Kanzlers im Königreich Preußen. Dr. Dr. Karl von Plehwe in
Tilsit geboren, trat Gustav von Plehwe nach seinem Abiturentenexamen
auf dem Königsberger Wilhelms-Gymnasium in Danzig unter dem damaligen
Kommandeur Oberst von Mackensen in das Leibhusarenregiment ein. Da er
in seinen jungen Offiziersjahren »das Glück der Erde auf dem Rücken
der Pferde« sah, wurde er bei seiner glänzenden reiterlichen
Veranlagung schnell einer der erfolgreichsten Rennreiter auf den
Rennplätzen Ost- und Westpreußens. Mehr als achtzig Siegesritte und
ebenso viel Ehrenpreise waren die Bilanz seiner stolzen
Rennreiterlaufbahn. Sein Steepler »Monachist«, ein Trakehner
Schimmelwallach machte ihn und sich selbst zu dem populären bejubelten
Erscheinungen auf den östlichen Rennbahnen. 1908 nahm er in
Südwest-Afrika unter General von Trotta, am Hererokrieg und an den
Schlachten am Waterberg, Landfeld, Omaheke und den Karras-Bergen
teil. Nach der Rückkehr wurde er zur Kriegsakademie Berlin
kommandiert. Dann machte er wieder Frontdienst als Eskadronchef im
alten Regiment unter Kronprinz Wilhelm als Regimentskommandeur und ab
1913 als Adjutant der zweiten aus den 12. Ulanen und Jägern zu Pferde
Nr. 9 zusammengesetzten Kavalleriebrigade in Insterburg, wobei er zum
Rittmeister befördert wurde. Der Erste Weltkrieg gab ihm von der
Schlacht bei Gumbinnen an Gelegenheit zu großen Kriegsverdiensten und
Auszeichnungen auf dem östlichen Kriegsschauplatz, aber zum Schluss
auch an der Westfront, wo er an der Schlacht am Chemin des dames
teilnahm. Er kehrte mit dem Ritterkreuz mit Schwertern des Hausordens
von Hohenzollern zurück. Nach Kriegsende nahm er, wie viele andere
ostpreußische Offiziere, seinen Abschied, war von 1920 bis 1931
Hauptgeschäftsführer im Landwirtschaftsverband Ostpreußen in
Königsberg, trat dann aber nach Vergrößerung der Wehrmacht wieder in
den aktiven Dienst und machte auch dem Zweiten Weltkrieg als Soldat
mit. 1939 wurde er Kommandeur eines Infanterieregiments im Feldzug
gegen Polen, später Kommandant von Bromberg. Nach der Teilnahme am
Russlandfeldzug 1941 war er Kommandant der Baltischen Inseln. Nach
seiner Verabschiedung 1943 wurde von Plehwe unter Ausnutzung seiner
seit früher Jugend auf dem väterlichen Gut Dwatischken, Kreis
Schloßberg, erworbenen landwirtschaftlichen Kenntnisse Landwirt und
Besitzer auf Gut Altlinden bei Makel, Kreis Wirsitz, bis ihn dort die
Vertreibung und das Schicksal aller Heimatgenossen am 21. Januar 1945
zwang, die Heimat zu verlassen und in Schleswig-Holstein eine
Zufluchtstätte zu suchen. Hier hat sich von Plehwe den Bestrebungen
der heimattreuen Ost- und Westpreußen mit großer Energie
angeschlossen; er wurde damit einer der ersten Vorkämpfer für die
Wiedergewinnung der alten preußischen Heimat. Viele treue Freunde
begleiten den Jubilar beim Eintritt in das neue Lebensjahr nach
beträchtlicher Einbuße seines Augenlichtes mit besonders heißen und
treuen Wünschen.